Folge 9

… dass einst der Kontaktbereichsbeamte erfunden wurde. Das war, wenn ich mich recht erinnere, in den 1970er Jahren. Schon allein die Bezeichnung hatte mich damals beeindruckt. Wieder mal so eine geniale Wortschöpfung in klassischem Verwaltungsdeutsch wie etwa auch Fahrtrichtungsanzeiger oder Straßenbegleitgrün. Das Schöne an diesen wohlklingenden Wörtern ist auch, dass sie uns zum Rätselraten und damit zum Denken anregen. So habe ich beim Kontaktbereichsbeamten überlegt, was mit Kontaktbereich wohl gemeint sein könnte. Vielleicht ging es um speziell geschulte Verkehrspolizisten, die bei Unfällen die Kontaktflächen der zusammengestoßenen Autos exakt feststellten. Oder aber um Spezialisten, die festlegten, wo und wie bei vorläufigen Festnahmen Personen angefasst werden durften und wo nicht.

Ich habe mich dann schlau gemacht und herausgefunden, dass es um mehr Bürgernähe gehen sollte. Der Freund-und-Helfer-Slogan der Polizei sollte konkrete Gestalt annehmen – durch Beamte, die jeweils in einem bestimmten räumlichen Bereich wie etwa einem Stadtteil regelmäßiger fester Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger sein sollten – in einem sogenannten Kontaktbereich.

Auch damals schon kochten die Bundesländer teils gerne ihr eigenes Süppchen. Manchen von ihnen gefiel der Name Kontaktbereichsbeamte nicht. In Nordrhein-Westfalen gibt es stattdessen den Bezirksbeamten. Das schien kürzer, griffiger, im Zweifelsfalle präziser und sicherlich genauso effektiv. Kleine Fehlinterpretationen wie durch die flotte Autofahrerin, die mit etwas schwerer Zunge meinte, einen „Bezirzbeamten“ vor sich zu haben und ihn charmant kontaktieren zu können, blieben die Ausnahme.

Jetzt aber, wo alles anders ist, wo Kontakte nicht mehr mal einfach so stattfinden dürfen, frank und frei und amtlich gewollt, sondern fein dosiert und reglementiert; wo es den Spezialisten braucht, der mit geübtem Auge und womöglich unterstützendem Einsatz von Lasermessgeräten, aber auch ohne Apps und Kameras sofort erkennt, wo es funktioniert und wo nicht: Wenn nicht jetzt wann dann ist die Stunde gekommen für den Kontaktbereichsbeamten im wahren Sinne des Wortes – freilich mit neuer Ausrichtung, mit Mundschutz und 1,50 Meter Abstand. Die Bezeichnung wäre einem jetzt sofort klar. Vielleicht könnte man sie, um ganz korrekt zu sein, aber doch noch etwas erweitern – zum Kontaktbereichsregulierungsbeamten.