8 – Klaas erste Schifffahrt

Ab und zu machten wir, Anneke, Mari, Josh und ich, auch mal einen größeren Ausflug. Es war Sonntag. Das Wetter war toll, und wir fuhren mit einem großen Schiff zur Insel TEXEL. Viele Passagiere saßen bei der Überfahrt gemütlich im Café, aßen Kuchen und tranken Kaffee oder Limonade.
Einige waren auf dem Schiffsdeck, so wie wir. Plötzlich hörten wir ein lautes Kreischen. Ein paar Möwen flogen auf das Schiff
zu und flatterten wie wild. Ich fragte Josh: „Was wollen all die Vögel bloß hier?“ Josh sagte: „Schau mal, Klaas, dort drüben füttern ein paar Leute sie mit Brot.“ Ich drehte mich um und sah, wie die Möwen den Passagieren die Brotstückchen während des Fluges aus der Hand stibitzten oder in der Luft aufschnappten. Es war ein Höllenlärm, denn es versammelten sich immer mehr Möwen.

Mari sagte: „Ich staune, dass die so schnell wissen, wo es etwas zu Fressen gibt.“ Ich grinste und meinte: „Ist doch klar. Über Handy.“ Mari lachte laut los und erwiderte: „Was du wieder erzählst, Klaas!“ Dann holte Anneke eine Tüte aus ihrer Tasche hervor und fragte uns: „Wollt ihr die Möwen auch füttern? Ich habe auch ein bisschen Brot eingepackt.“

„Au ja,“ rief ich. Ich gebe zu, dass ich etwas Angst hatte, wenn die Möwen im Sturzflug auf mich zukamen. Eh ich mich versah, hatten sie mir schon das Brot aus den Fingern geklaut. Ganz schnell zog ich jedes Mal meine Hand zurück. Mari warf die Brotstücke in die Luft. Die schnellste Möwe schnappte zu und schluckte die Beute in einem Rutsch hinunter.

Anneke erzählte uns: „Ich habe gelesen, dass Möwen so laut schreien, da sie sich auf dem stürmischen Meer sonst nicht verständigen können. Es gibt hier Silbermöwen, Heringsmöwen, Sturmmöwen und Lachmöwen. „Lachmöwen! Das ist ja ein ulkiger Name,“ sagte ich. Als es kein Brot mehr zu holen gab, verschwanden die Vögel mit lautem Geschrei so schnell wie sie gekommen waren.

Dann erreichten wir die Insel TEXEL und erkundeten sie. Auf einmal erblickte ich einen größeren Vogel am Ufer. „Was ist das denn für ein Federvieh?“ fragte ich neugierig. Josh kannte sich gut in der Natur aus und antwortete: „Das ist ein Löffelreiher. Den sieht man hier auf TEXEL nicht so häufig. Schaut mal! Der hat einen langen S-förmigen Hals und einen langen graden Schnabel, der am Ende wie ein Löffel aussieht.“ Leise beobachteten wir den Reiher. Der Vogel bewegte sich nicht, stand dort wie angewachsen. Plötzlich zog er mit seinem Löffelschnabel blitzschnell einen Fisch aus dem Wasser, den er gierig hinunterschluckte. An der Beule in seinem dünnen Hals konnten wir sehen, wie der Fisch immer weiter nach unten in Richtung Magen rutschte.

Allmählich wollten unsere Beine nicht mehr. Mari trug mich noch eine Weile auf dem Arm, denn meine kurzen Beine machten zuerst schlapp. Dann sagte Mari: „So, jetzt kann ich aber auch nicht mehr. Können wir Pause machen?“ „Ja,“ antwortete Anneke, „schaut mal, da drüben ist ein schöner Platz.“ Wir machten es uns auf unserer Picknickdecke gemütlich. „Gibt es für uns auch
Brot?“, fragte Mari. „Nein,“ antwortete Anneke, „für uns habe ich Waffeln mitgenommen.“ „Mmmm, die mag ich,“ sagte ich. „Au ja, lecker,“ meinte Mari.

Am frühen Abend ging es mit dem Schiff zurück auf’s Festland und mit unserem Auto weiter nach Hause. Mari und ich waren so müde, dass wir beide auf der Fahrt einschliefen.

 

Vielen lieben Dank, Birgit Blasberg, für diese süße Kindergeschichte!