3 – Klaas auf Bootstour

In Hindeloopen, wo ich lebte, sind viele Wasserstraßen. Bei schönem Wetter fahren
dort viele Boote entlang.
Josh, Maris Vater, hatte auch ein kleines Angelboot. Es lag direkt hinter dem Haus.
An einem Samstagmorgen scheuchte uns Josh schon früh um 8.00 Uhr aus dem
Bett. Normalerweise schlafen wir samstags etwas länger.
„Raus aus den Federn, die Sonne scheint“, sagte er und riss die Fenster in unserem
Zimmer auf.

Mari murmelte verschlafen: „Och nee, ich bin noch so müüüüüde.“
Ich war auch noch nicht richtig wach und dachte, es ist gerade noch so schön
gemütlich, und ich kuschelte mich an Mari.
Aber Josh ließ nicht locker. „Wie sieht’s aus, ihr Faulpelze? Wollt ihr mit Boot fahren?
Ich möchte ein paar Fische für heute Abend angeln.“
Sofort waren wir beide hellwach. „Au ja, ich bin dabei,“ rief ich begeistert. Nun war
Mari auch nicht mehr zu bremsen. So schnell war sie selten gewaschen und
angezogen.

„O.K., nach dem Frühstück geht’s los. Angel und Proviant sind schon im Boot, “
entgegnete Josh.
Gerade saßen Mari und ich im Boot, da fragte Josh: „Kannst du schwimmen, Klaas?“
„Ich?“ fragte ich leise. „Wer denn sonst, oder sitzt hier noch ein Klaas im Boot?“
antwortete Josh und lachte.
Ich zögerte etwas, aber dann flüstere ich: „O.K., ich sag es euch. Ich kann nicht
schwimmen.“

Mari drückte mich und sagte: „Ach, Klaas, das macht doch nichts. Möchtest du, dass
ich es dir beibringe?“ „Ja, das wäre toll,“ antwortete ich erleichtert.
Josh erklärte mir dann: „Ich muss das doch wissen, wenn wir mit dem Boot fahren.
Wenn du nicht schwimmen kannst, dann ist es besser, wenn du eine
Sicherheitsweste trägst.
Josh rannte zum Geräteschuppen und holte eine kleine Weste.

„Die sieht aber ziemlich uncool aus,“ meckerte ich. „Sicherheit geht vor,“ sagte Josh.
Widerwillig zog ich das Ding an und sagte: „Ich bin bestimmt nicht zu übersehen.
Ich sehe ja aus wie eine Boje in diesem orangefarbenen komischen Teil.“ Mari lachte
laut. Josh meinte nur und grinste: „Tut aber nicht weh, oder?“ Dann schmiss Josh
den Motor an und wir fuhren los. Nach einer Weile sagte Josh: „Hier halten wir mal
an. Hier habe ich schon oft Fische gefangen.“

Während Josh mit seiner Angel zugange war, zog Mari einen Rucksack hervor und
verteilte die Äpfel, die Josh für unterwegs eingepackt hatten.
Plötzlich ein Freudenschrei. „Ich hab einen,“ rief Josh.
Mari und ich waren ganz aufgeregt.
Dann kurbelte Josh die Angelschnur ein und zog den Fang an die Wasseroberfläche.
„Was ist das denn für ein Fisch?“ fragte ich neugierig.

„So ein Mist“, entgegnete Josh enttäuscht. Es ist ein alter Schuh.“
Mari lachte und sagte: „Auch wenn du ihn gut würzen würdest, Papa, der Schuh
wäre mir einfach zu zäh.“ Wir drei konnten uns kaum halten vor Lachen.
Der nächste Fang war eine Plastiktüte. Josh ärgerte sich darüber, dass Menschen
solche Dinge einfach ins Wasser warfen.

Er legte sie ins Boot, um sie an Land in den Mülleimer zu tun. „Wir suchen uns einen
anderen Angelplatz“, meinte Josh.
Es ging weiter über die Kanäle an Gärten, Feldern und Wiesen vorbei. Auf einmal
erblickten wir einen Bauern. Er stand am Ufer und versuchte, etwas aus dem Wasser
zu ziehen. Als wir näher herankamen, sahen wir ein Schaf im Wasser strampeln.

Josh sagte: „Oje, das arme Tier ist wahrscheinlich beim Grasen am Ufer
abgerutscht.“ Alleine kam das Schaf nicht mehr an Land. Der Bauer schaffte es auch
nicht, das Schaf aus dem Wasser zu ziehen. Das Tier war einfach zu schwer, weil das
dicke Fell total nass war. Josh rief dem Bauern zu: „Hey, brauchst du Hilfe?“ Der
Bauer war inzwischen ganz schön aus der Puste und antwortete: „Oh, ja, das wäre
toll.“ Er hatte dem Schaf ein dickes Seil um den Hals gelegt. Josh stand am Ufer, griff
das Seil und zog. Dabei starrte das Schaf Josh an und röchelte fürchterlich. Und
plötzlich blökte es ganz laut: „MÄÄÄÄHHH!“ Mari und ich beobachteten das
Geschehen vom Boot aus. Wir waren sehr aufgeregt. Der Bauer stand hinter dem
Schaf bis zum Bauch im Wasser und schrie: „Weiter ziehen, weiterziehen!“ Josh zog
mit aller Kraft, und der Bauer drückte das Schaf vom Hinterteil aus nach oben. Die
beiden Männer schnauften. Das Schaf brachte kaum noch einen Ton heraus.
Zusammen schafften die beiden es schließlich.

Das triefendnasse Schaf war wieder auf festem Boden. „Puuuh“, sagte der Bauer,
„Glück gehabt!“ Wir beide, Mari und ich, klatschten vor Freude. Josh rief:
Mari, Klaas, kommt an Land. Wir müssen jetzt was essen und trinken. Bringt bitte
den Rucksack mit.“ Der Bauer nahm die Kordel vom Hals des Schafes. Es schüttelte
sich kurz und lief zurück zu seiner Herde. Auf der Wiese am Ufer stärkten wir uns
erst einmal nach diesem Schreck.

Mari gab jedem ein Käsebrötchen und ein Mineralwasser. „Vielen Dank für alles, “
sagte der Bauer, lächelte zufrieden und sagte: „Ich werde mich dann mal umziehen.“
Wir winkten dem Bauern zu und machten uns auf den Heimweg.

Auf der Fahrt meinte Josh: „Fischessen fällt dann wohl heute Abend aus.“
Ich entgegnete: „Macht nichts, Josh. „Genau,“ sagte Mari, „Hauptsache das Schaf ist
gerettet.“

Liebe Birgit Blasberg, vielen lieben Dank für deine Geschichten!