Foto des Monats August 2010
Einstiges Suderwicker „Zollbüdeken“
Das vom Stadtarchiv Bocholt ausgewählte Foto des Monats August 2010 stellt auf einer Postkarte eine längst nicht mehr existierende Zollkontrollstelle (niederl. Douanehuisje) in Suderwick an der Einmündung der deutschen „Sporker Straße“ in den niederländischen „Heelweg“ und die „Keupenstraat“ dar. Es wurde im Volksmund „Zollbüdeken“ genannt. Man musste es passieren, wenn man die deutsch-niederländische Staatsgrenze in die eine oder andere Richtung überqueren wollte. Es stand unmittelbar neben dem Schlagbaum, und jeder musste damit rechnen, sich dort ausweisen zu müssen, kontrolliert oder sogar untersucht zu werden. Das Bild gibt die Ansicht vom niederländischen Heelweg aus betrachtet wieder.
Zeitzeugen meinen, dass das etwa 1923 errichtete Häuschen 1939 abgerissen und durch ein neues Kontrollhäuschen ersetzt wurde. Hierfür spricht auch, dass noch Rechnungen vorliegen, aus denen hervorgeht, dass die Suderwicker Möbelschreinerei Dietrich Kemink im Jahr 1939 Möbel und Türen für die „Sperre“ geliefert und eingebaut hat, wie der Grenzübergang in Anlehnung an den Schlagbaum in der Bevölkerung bezeichnet wurde.
Man kann vermuten, dass das neue Gebäude im Zusammenhang mit dem Stacheldrahtzaun entlang der Grenze entstanden ist, den die deutsche Wehrmacht im Dezember 1939 noch vor dem Überfall auf die Niederlande errichtete. Er trennte auf brutale Art und Weise Nachbarn oder sogar Familien und sollte Flüchtigen den Weg in das vermeintlich sichere Nachbarland verwehren.
Dieses traurige Kapitel und auch die weitere wechselhafte Geschichte der Reichs- bzw. Bundesgrenze zwischen Dinxperlo und Bocholts Stadtteil Suderwick bis hin zum heutigen Vorzeigemodell für Europa will eine deutsch-niederländische Arbeitsgruppe künftig näher bringen. Man plant an der Stelle des „Zollbüdekens“ ein „Infobüdeken“ zu errichten, das an das frühere Häuschen erinnern und mit interessanten Informationen übe die Grenzsituation bestückt werden soll.
Wie froh sind sind, heute – auch in diesen Zeiten – so selbstverständlich gute Nachbarn sein zu dürfen!
Foto: Stadtarchiv Bocholt; Text: Johannes Hoven
Vielen Dank an Wolfgang Tembrink von Stadtarchiv für die Zusammenstellung!