Wo die Schwarztstraße oder Wesemannstraße liegt, weiß jeder – aber wisst ihr auch, wieso die Straßen diese Namen tragen? Viele Bocholter Straßennamen gehen auf Berühmtheiten unserer Stadt zurück oder erinnern an wichtige Persönlichkeiten, die sich in Bocholt besonders engagiert haben. Wir möchten euch hier einige dieser Persönlichkeiten vorstellen, wie zum Beispiel:

Johannes Heisterkamp

Besser bekannt war er allerdings als „Pannemann“. Er wurde am 11. August 1826 als Sohn eines kleinen Landwirts und Holzschuhmachers in Lowick geboren. In jungen Jahren arbeitete er in Lünten bei Vreden als Klumpenmacher, 1849-50 diente er als Füsilier in Wesel, ansonsten verbrachte er sein Leben in Lowick. Er übernahm die väterliche Landwirtschaft und die Klumpenmacherwerkstatt.

Herausragend war an „dem alten Pannemann“ sein Alter. Bereits zu seinem 100. Geburtstag gratulierte der preußische Ministerpräsident – der Regierungspräsident reiste sogar persönlich an. An seinem 104. Geburtstag beglückwünschte ihn der Reichspräsident. Er galt als der älteste Deutsche. Die Gemeinde Lowick richtete zu seinem Geburtstag 1930 eine Feier aus. 50 Männer aus Bocholt und Umgebung, die bereits alle über 80 Jahre alt waren, nahmen an der Feier teil. Heisterkamp starb im Alter von 105 Jahren am 28. September 1930. Seine Heimatgemeinde benannte am 25. Januar 1955 die Pannemannstraße nach ihm, die der Bezirksausschuss Südwest am 23. März 1976 in das Gebiet des Ortsteils Mussum hinein verlängerte. Auch das ehemalige städtische Jugendheim „Pannemanntreff“ war nach dem alten Pannemann benannt.

Familie Schwartz

Roetger Gerhard Schwartz (*1752) gründete mit seinem Bruder Bernhard (*1754) am 21. Februar 1774 eine „Bomseyden-Fabrique“, die er 1784 seinem Bruder als Alleininhaber übertrug. Ihren ersten Sitz hatte die Firma am heutigen Europaplatz. Bernhard Schwartz‘ Sohn Ludwig (*1785) erwarb 1827 von dem ehemaligen Bürgermeister Bernhard von Raesfeld das Haus Woord an der Münsterstraße, später auch den zugehörigen weiteren Grundbesitz. Die Firma florierte und 1855 erhielt Ludwig Schwartz den Ehrentitel Kommerzienrat. Nach einer Reise durch England erbaute L. Schwartz eine dampfgetriebene Weberei und Spinnerei auf dem Gelände westlich des Hauses Woord. Östlich seines Hauses, auf dem Gelände der heutigen Christuskirche, baute er um 1862 eine neue ebenfalls dampfbetriebene Spinnerei. Nach L. Schwartz‘ Tod führte seine Witwe Theodora die Geschäfte fort und errichtete um 1868 im Anschluss an die Weberei noch eine chemische Bleicherei. 1869 übernahmen ihre vier Söhne die Firma. Nach dem Tod zweier Söhne, betrieben die verbliebenen Kinder Schwartz die Spinnerei gemeinsam weiter. Werner Schwartz errichtete 1895 jedoch eine eigene Spinnerei auf dem Hochfeld und trat aus der gemeinsamen Firma aus. Die Spinnerei seines Bruders Peter brannte im gleichen Jahr aus und wurde nicht mehr an alter Stelle wiedererrichtet, sondern auf dem Fildeken an der heutigen Rheinstraße. Das Gelände wurde an die evangelische Gemeinde verkauft, die darauf 1901 ihre Kirche erbaute. Die Weberei westlich des Hauses Woord wurde im 2. Weltkrieg zerstört, aber wieder aufgebaut. 1971 wurde der Betrieb nach fast 200 Jahren eingestellt und die Firma abgerissen. Die heute bekannte Straße, die ursprünglich auf Schwartzschem Firmengelände verlief, wurde nach der Fabrikantenfamilie benannt.

Wer mehr über unsere Bocholter Straßennamen erfahren möchte, findet rund 80 Persönlichkeiten, die namensgeben waren auf der städtischen Webseite www.bocholt.de